Whiteout in den Bergen
- Nico
- 19. März
- 4 Min. Lesezeit
Ein Whiteout in den Bergen gehört zu den tückischsten Wetterphänomenen in den Bergen. Er kann plötzlich eintreten und selbst erfahrene Alpinisten in ernsthafte Gefahr bringen. Wer sich in einer verschneiten Umgebung bewegt, sei es beim Skitourengehen, Schneeschuhwandern oder Bergsteigen, sollte die Risiken eines Whiteouts kennen und wissen, wie man sich in einer solchen Situation verhält. In diesem Artikel erfährst du, wie ein Whiteout entsteht, welche Gefahren er birgt und wie du dich bestmöglich darauf vorbereiten kannst.

Was ist ein Whiteout?
Ein Whiteout ist ein meteorologisches Phänomen, bei dem die Sicht aufgrund von Schnee, Nebel oder reflektiertem Licht stark eingeschränkt oder völlig aufgehoben wird. Das Besondere daran: Der Himmel, der Boden und die Umgebung verschwimmen zu einer weißen Masse, sodass keine Konturen oder Schatten mehr erkennbar sind. Dies führt dazu, dass man sich trotz geringer Distanz zu einem Objekt völlig desorientiert fühlt.
Die optische Täuschung eines Whiteouts
Das Hauptproblem eines Whiteouts in den Bergen ist die fehlende visuelle Orientierung. Ohne Kontraste kann das Gehirn keine Entfernungen oder Höhenunterschiede mehr wahrnehmen. Manche Menschen erleben das Gefühl, sich zu bewegen, obwohl sie stillstehen – eine Wahrnehmungsstörung, die das Risiko für Unfälle drastisch erhöht.
Wie entsteht ein Whiteout?
Ein Whiteout kann durch verschiedene Wetterbedingungen ausgelöst werden. Meistens tritt er auf, wenn mehrere dieser Faktoren zusammenkommen:
Starker Schneefall: Dicht fallender Schnee reduziert die Sichtweite und kann bereits allein zu einer Art Whiteout führen.
Nebel oder tiefe Wolken: Nebel und tief hängende Wolken können sich mit der Schneedecke am Boden vermischen, wodurch alle Konturen verschwimmen und die Orientierung erheblich erschwert wird.
Lichtreflexionen: Bei bewölktem Himmel oder diffusem Licht kann das Sonnenlicht von der Schneedecke reflektiert werden, wodurch keine Schatten entstehen.
Wind und aufgewirbelter Schnee: In Hochgebirgsregionen kann starker Wind feinen Schnee aufwirbeln, der ebenfalls zu einem Whiteout-Effekt führt.
Gefahren eines Whiteouts
Ein Whiteout ist weit mehr als nur ein vorübergehender Verlust der Sicht – er kann lebensbedrohlich sein. Die größten Risiken sind:
1. Verlust der Orientierung
Ohne sichtbare Anhaltspunkte fällt es schwer, die Richtung beizubehalten. Selbst mit Karte und Kompass ist es in einer solchen Situation herausfordernd, die eigene Position zu bestimmen.
2. Erhöhte Sturz- und Absturzgefahr
Unebenheiten im Gelände, Gletscherspalten oder Abbrüche sind bei einem Whiteout nicht mehr zu erkennen. Dadurch steigt das Risiko, in eine Gletscherspalte zu fallen oder von einem Grat abzukommen.
3. Desorientierung und Schwindelgefühl
Viele Menschen berichten von einem merkwürdigen Schwindelgefühl, wenn sie in einen Whiteout geraten. Da das Gehirn keine visuelle Referenz hat, kann es sich anfühlen, als würde man sich drehen oder schwanken – was das Risiko für Fehltritte erhöht.
4. Wetterbedingte Risiken
Ein Whiteout tritt häufig in Verbindung mit schlechtem Wetter auf. Sinkende Temperaturen, starker Wind und Niederschlag können zu Unterkühlung oder Erfrierungen führen, wenn keine geeignete Schutzmöglichkeit vorhanden ist.
Wie verhält man sich bei einem Whiteout?
Wenn du in einen Whiteout gerätst, gibt es einige wichtige Maßnahmen, die du sofort ergreifen solltest:
1. Ruhe bewahren und nicht in Panik geraten
Panik kann zu unüberlegten Entscheidungen führen, die in einer solchen Situation gefährlich sind. Bleib ruhig und konzentriere dich darauf, deinen Standort zu bestimmen.
2. Navigation überprüfen
Falls du ein GPS-Gerät, eine Karte oder einen Kompass dabei hast, solltest du deine Position und die geplante Route überprüfen. Eine grobe Orientierung an vorher erkannten Landmarken kann ebenfalls helfen.
3. Sichere Position einnehmen
Wenn die Sicht extrem schlecht ist, ist es manchmal besser, an einer geschützten Stelle zu bleiben, bis die Bedingungen sich verbessern oder man einen Orientierungspunkt entdeckt hat. Falls notwendig, sollte ein Biwak errichtet werden um die Situation auszusitzen.
4. Spuren im Schnee sichern
Wenn die Möglichkeit besteht, sollten die eigenen Spuren beobachtet werden, um den Rückweg nachvollziehen zu können. Dies kann besonders wichtig sein, wenn man sich versehentlich in die falsche Richtung bewegt. Außerdem ist es in vielen Situationen sinnvoll, die Tour rechtzeitig abzubrechen und auf den eigenen Spuren zurückzugehen, wenn keine Orientierungspunkte mehr erkennbar sind.
Vorbeugung und Vorbereitung auf einen Whiteout in den Bergen
Da ein Whiteout jederzeit eintreten kann, ist es wichtig, sich im Vorfeld bei der Tourenplanung darauf vorzubereiten.
1. Wetterbericht prüfen
Vor jeder Bergtour sollte der Wetterbericht genau studiert werden. Falls Schneefall oder Nebel angekündigt sind, kann es ratsam sein, die Tour zu verschieben oder eine alternative Route zu wählen.
2. Notfallausrüstung mitnehmen
Zur Standardausrüstung in winterlichen Bergen gehören:
GPS-Gerät, Karte und Kompass
Warme, winddichte Kleidung
Biwaksack für Notfälle zusätzlich Schlafsack im Winter
Stirnlampe für schlechte Sichtverhältnisse
Lawinenausrüstung (LVS-Gerät, Sonde, Schaufel) in alpinem Gelände
3. Tourenpartnern nicht verlieren
Wenn du mit mehreren Personen unter unterwegs bist, solltest du darauf achten, dass die Abstände nicht zu groß werden. Bei einem Whiteout kann es passieren, dass man selbst eine Person in nur wenigen Metern Entfernung nicht mehr sieht. Eine Seilschaft macht je nach Bedingungen und Umgebung Sinn.
4. Erfahrungswerte nutzen
Wer regelmäßig in winterlichen Bergen unterwegs ist, sollte bewusst Situationen mit schlechter Sicht trainieren. Dies kann zum Beispiel auf kurzen, einfachen Touren geschehen.
Fazit
Ein Whiteout ist eines der gefährlichsten Wetterphänomene im Gebirge. Die fehlende visuelle Orientierung kann zu fatalen Fehlentscheidungen führen, die das Unfallrisiko erheblich erhöhen. Wer in winterlichen Bedingungen in den Bergen unterwegs ist, sollte sich auf die Möglichkeit eines Whiteouts vorbereiten und wissen, wie man in einer solchen Situation handelt. Mit der richtigen Ausrüstung, guter Vorbereitung und ruhigem Verhalten lässt sich das Risiko eines Whiteouts zwar nicht vermeiden, aber deutlich minimieren.
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