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Pollux: Gletschertour, Felsklettern und Zelt Test bei Gewitter (WS+/II.-III. Fels)

  • Autorenbild: Nico
    Nico
  • vor 4 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Der Pollux (4.090 m) in den Walliser Alpen ist ein Berg, der Abenteuerlustige magisch anzieht. Mit seiner markanten Form des Pollux und der Kombination aus langer Gletschertour, Blockgrat, leichter Kletterei und schmalem Firngrat gilt er als einer der abwechslungsreicheren Viertausender und ist ein fester Bestandteil der berühmten Spaghetti-Route. Für uns sollte er zum Testlauf werden: Gipfelsturm, Biwak unter freiem Himmel und die Erprobung des neuen Expeditionszelts.


Pollux Gipfel 4090m
Pollux Gipfel 4090m

Freitag, 15. August: Anfahrt und Vorbereitung in Täsch

Nach Feierabend fuhren wir ins Wallis und erreichten am Abend Täsch, den letzten Ort vor dem autofreien Zermatt. Dort gönnten wir uns ein einfaches Abendessen, bevor wir in den „Expeditionsmodus“ wechselten.

Karten wurden ausgebreitet, der Wetterbericht studiert, die Route markiert und wir checkten nochmal unser Material. Uns war klar: Wer die Spaghetti-Route ernsthaft angehen will, muss perfekt vorbereitet sein. Besonders die Schlüsselstelle am Pollux wollten wir im Kopf schon einmal „durchsteigen“. Schließlich stellten wir den Wecker auf 5 Uhr und gingen schlafen.


Samstag, 16. August: Mit der ersten Bahn zum Klein Matterhorn

Der Wecker riss uns früh aus dem Schlaf. Noch halb verschlafen setzten wir den Gaskocher in Gang: ein schnelles Frühstück, Zähne geputz, dann alles in die Rucksäcke gepackt und los zum Bahnhof in Täsch.

Mit dem Shuttle erreichten wir Zermatt, von dort ging es per Bergbahn weiter bis zur Bergstation Klein Matterhorn (3.883 m). Um 8:20 Uhr schnallten wir die Rucksäcke fest, zogen die Steigeisen an – und starteten in Richtung Pollux.

Der Zustieg führte uns zunächst am Breithorn vorbei, über weitläufige Gletscherhänge, durchzogen von teils riesigen Spalten. Ein stetiger Blick auf den Untergrund und die Seilsicherung waren hier Pflicht. Schritt für Schritt kamen wir dem Pollux näher.


Aufstieg Pollux: Schlüsselstelle und Grat

Um 10:30 Uhr erreichten wir den Einstieg am Pollux und entschieden, einen Teil unserer Ausrüstung am Fuße des Grates zu deponieren: Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, Gaskocher, Essen.

All das blieb zurück, um den Gipfelsturm leichter anzugehen.

Von dort begann der eigentliche Aufstieg über den Blockgrat. Der Fels war griffig, die Kletterei im II.–III. Schwierigkeitsgrad, aber die Höhe machte sich bemerkbar. Bald erreichten wir die Schlüsselstelle: eine rund 30 m hohe Felswand, gesichert mit dicken Ketten. Hier staut es sich fast immer, und auch diesmal warteten wir geduldig, bis wir an der Reihe waren.

Oben führte der Weg an der Schwarzen Madonna vorbei. Eine kleine Statue, die über die Bergsteiger wacht. Dort legten wir wieder die Steigeisen an. Der Weg verengte sich zu einem ausgesetzten Schneekamm, schmal, luftig und mit grandiosem Tiefblick. Schritt für Schritt balancierten wir über den Firngrat.


Gipfel: Gipfelmoment auf 4.090 m

Um 12:10 Uhr war es soweit: Wir standen auf dem Gipfel des Pollux. Strahlender Sonnenschein, klare Sicht bis zum Matterhorn, Castor und die endlose Reihe der Walliser Viertausender.

Wir machten einige Fotos, genossen den Moment aber blieben nicht zu lange. Der Schnee begann sich langsam zu verwandeln: sulzig, rutschig, heimtückisch. Der Abstieg musste mit Bedacht erfolgen.


Abstieg: Abseilen, sulziger Schnee und erste Müdigkeit

Auf dem Rückweg kletterten wir zurück bis zur Schwarzen Madonna. Statt die Schlüsselstelle erneut mühsam abzusteigen, entschieden wir uns fürs Abseilen: zwei Längen je 15 m. Schnell, effizient und sicher.

Unten packten wir die deponierte Ausrüstung wieder in die Rucksäcke und begannen den Abstieg Richtung Ayas-Hütte. Dieser führte wieder über mehrere kleine und auch großen Gletscherspalten. Bloß diesmal war der Schnee nicht mehr hart sondern ziemlich sulzig.


Testlauf Aconcagua Expedition: Zeltaufbau im Hochgebirge

Gegen Nachmittag erreichten wir die Hütte und gönnten uns erstmal eine Stärkung: ein starker italienischer Caffè und eine Cola. Genau das, was wir nach diesem Tag brauchten.

Statt in die Hütte zu gehen, entschieden wir uns bewusst für die Nacht im Zelt. Ich wollte mein neues Expeditionszelt ausprobieren, das ich für meine geplante Aconcagua-Expedition im Januar angeschafft hatte. Auf einer kleinen, windgeschützten Fläche bauten wir es auf, richteten uns ein und legten uns für ein kurzes Nickerchen hinein.

Das Abendessen in der Hütte erwies sich zwar als wenig spektakulär, aber satt wurden wir. Danach krochen wir früh ins Zelt. Draußen begann es zu regnen, Blitze zuckten über den Himmel, Windböen fegten über den Hang. Das Zelt hielt stand, blieb dicht und stabil. Ein Härtetest, den es mit Bravour bestand.


Wettersturz und Abbruch der Route

In der Nacht studierten wir erneut den Wetterbericht und die Prognose war eindeutig: mehrere Tage Gewitter und Niederschlag. Für die Fortsetzung über Castor und die restliche Spaghetti-Route hätte es ein stabiles Drei-Tages-Fenster gebraucht. Das war nicht gegeben.

Die Entscheidung fiel uns schwer, aber sie war richtig: Wir brachen die Tour ab und stiegen ins Tal ab. Mitten im Hochgebirge ohne Hütte, nur mit Zelt, tagelang Gewitter auszuhalten. Das wäre kein Abenteuer mehr, sondern ein unkalkulierbares Risiko.


Abschluss: Gletschertour am Pollux vorbei

Nach einer unruhigen Nacht mit Regen und Gewitter in unserem Zelt bei der Ayas-Hütte wachten wir am frühen Morgen auf. Die Luft war klar, die Wolken hatten sich verzogen und wir begannen den Abstieg und Rückweg. Der Weg führte uns zurück auf den Gletscher, vorbei an eindrucksvollen Spaltenfeldern, die im Morgenlicht fast unwirklich leuchteten.

Der Gletscher öffnete sich in breite Spalten, oft so tief dass man den Boden nur erahnen konnte. Hier war sauberes Gehen im Seil und ständige Wachsamkeit Pflicht.

Während wir auf dem Gletscher langsam an Höhe gewannen, rückte der Pollux wieder ins Blickfeld. Von dieser Seite wirkte er noch wuchtiger, sein felsiger Grat ragte mächtig in den Himmel. Es war ein eigenartiges Gefühl: Gestern noch hatten wir selbst dort oben gestanden.

Die Route schlängelte sich in einem weiten Bogen am Fuße des Pollux entlang. Das Knirschen der Steigeisen im Schnee, das leise Surren des Seils zwischen uns und das ferne Donnern kleiner Lawinen von den Steilhängen bildeten die Geräuschkulisse dieses Vormittags.

Schließlich erreichten wir den flacheren Teil des Gletschers, der zurück zur Bergstation am Klein Matterhorn führte. Hinter uns lagen zwei intensive Tage: ein Gipfelerlebnis am Pollux, eine Nacht im Sturm und ein Rückweg, der noch einmal viel Konzentration und Ausdauer forderte.


Fazit: Manchmal ist Umkehren die richtige Entscheidung

Der Pollux hat uns alles geboten: Gletschertour, Blockgrat, Kletterei, ausgesetzter Firngrat und eine unvergessliche Nacht im Zelt. Der Gipfelmoment war großartig und gleichzeitig zeigte uns das Wetter, dass in den Bergen nicht immer alles nach Plan läuft.

Gerade auf langen Unternehmungen wie der Spaghetti-Route gilt: Sicherheit geht vor. Man muss den Mut haben, auch mal umzudrehen. Der Pollux wird uns jedenfalls in Erinnerung bleiben und die restlichen Gipfel der Spaghetti-Route warten geduldig auf unsere Rückkehr.

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