Weissmies (4017m) – zwischen Gletscher und Gratkletterei
- Nico
- vor 4 Tagen
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Der Weissmies zählt mit 4 017 m zu den beliebtesten Viertausendern der Schweizer Alpen. Er erhebt sich über dem Saastal im Wallis und bildet zusammen mit Lagginhorn und Fletschhorn eine markante Dreiergruppe. Viele Bergsteiger wählen ihn als einen ihrer ersten 4 000er – nicht zuletzt wegen der guten Erreichbarkeit und der abwechslungsreichen Routen. Doch wer den Weissmies nur als „leicht“ abstempelt, unterschätzt seine Länge, seine Höhe und die alpinen Herausforderungen, die je nach Bedingungen auftreten können. Besonders die Route über den Gletscher ist wegen der Gefahr von Spaltenstürzen oder Seracs über der Route nicht ohne Alpine Erfahrung und Kenntnisse zu Empfehlen.

Geografie und Lage
Höhe: 4 017 m
Gebirgsgruppe: Walliser Alpen (Mischabelgruppe)
Koordinaten: Schweiz, Kanton Wallis
Lage: zwischen Saastal (Westen) und Zwischbergental (Osten)
Der Weissmies ist der höchste Gipfel der Weissmiesgruppe. Während die Westseite ins Saastal abfällt, blickt man von der Ostflanke ins abgeschiedene Zwischbergental, das Richtung Italien verläuft. Durch seine Lage eröffnet der Gipfel eine fantastische Fernsicht: von den Berner Alpen über das Matterhorn bis tief in die italienischen Alpen.
Geologie und Erscheinungsbild
Der Weissmies besteht überwiegend aus Gneis und Granitgneis, wie viele Gipfel der Walliser Alpen. Typisch ist die schnee- und eisbedeckte Westseite, während der Südgrat blockiges, dunkles Gestein aufweist. Im Vergleich zu benachbarten Gipfeln wie dem Weisshorn oder dem Dom wirkt er weniger „wuchtig“, aber durch seine klare Form und den kontrastreichen Gratverlauf ist er unverwechselbar.
Die Namensgebung „Weissmies“ leitet sich vermutlich von der glänzenden Schneedecke (weiß) und „Mies“ (= sumpfige Alpweiden in alten Walliser Dialekten) ab.
Geschichte der Besteigung
Die Erstbesteigung gelang am 19. August 1855. Der Zürcher Jakob Christian Heusser erreichte zusammen mit den Bergführern Peter Josef Zurbriggen den Gipfel.
Ein bedeutendes Ereignis in der frühen Phase des Alpinismus.
Schon damals nutzten sie den Triftgletscher als Aufstiegsroute. Seither entwickelte sich der Weissmies zu einem der beliebtesten Ziele der Alpen, sowohl für Touristen auf ihren ersten Viertausendern als auch für erfahrene Alpinisten, die den Südgrat oder Überschreitungen suchen.
Stützpunkte und Hütten
Mehrere Hütten und Bergstationen dienen als Ausgangspunkt für Besteigungen:
Weissmieshütte (2 726 m): Klassische Unterkunft, oft für Touren auf Lagginhorn und Weissmies genutzt.
Almagellerhütte (2 894 m): Ausgangspunkt für den Südgrat – landschaftlich reizvoll gelegen, gemütliche Hütte mit guter Küche.
Hohsaas-Bergstation (3 142 m): Bergstation der Seilbahn von Saas-Grund, direkter Startpunkt für den Normalweg über den NW-Grat.
Beste Routen auf den Weissmies über Gletscher oder Grat
1. Normalweg über den NW-Grat / Triftgletscher
Start: Hohsaas (3 142 m, Seilbahn)
Höhenmeter: ca. 900 Hm
Dauer: 3–4 Std. Aufstieg
Charakter: Gletscheranstieg mit Spaltenzonen, Firngrat zum Gipfel
Schwierigkeit: WS
Für wen geeignet: Gut für konditionsstarke Einsteiger und geführte Gruppen
2. Südgrat (klassische Alternative)
Start: Almagellerhütte (2 894 m)
Höhenmeter: ca. 1 100 Hm
Dauer: 4–5 Std. Aufstieg
Charakter: Blockgrat mit leichter Kletterei (II), teils Schnee, sehr abwechslungsreich
Schwierigkeit: WS+/ II. Fels
Besonderheit: Weniger frequentiert, landschaftlich lohnend, sehr fotogen
3. Rotgrat (seltener begangen, alpin anspruchsvoll)
Start: Almagellerhütte (2 894 m)
Höhenmeter: ca. 1 200 Hm
Dauer: 5–6 Std. Aufstieg
Charakter: Langer kombinierter Grat mit Fels (II–III) und Firnpassagen, sehr ausgesetzt, abwechslungsreich und alpin eindrucksvoll
Schwierigkeit: ZS / II–III Fels
Besonderheit: Wenig begangen, daher einsamer Anstieg mit großem Abenteuercharakter; erfordert sichere Kletter- und Sicherungstechnik sowie sehr gute Kondition
4. Überschreitungen
Beliebt ist die Überschreitung über den Südgrat hinauf und den NW-Grat hinab – eine großartige Kombination, die die Abwechslung beider Routen vereint.
Ebenfalls möglich, aber sehr anspruchsvoll: Kombination mit Lagginhorn.
Essenzielle Ausrüstung für die Weissmies-Besteigung
Steigeisen & Eispickel – unverzichtbar auf den Gletscherpassagen des NW-Grats und für Firnfelder am Süd- und Rotgrat.
Klettergurt & Seil – für Spaltenrettung am Gletscher oder zur Sicherung an ausgesetzten Gratpassagen.
Helm – Schutz vor Steinschlag oder Eisbrocken, vor allem am Rotgrat wichtig.
Hochtourenstiefel – steigeisenfest und wasserdicht, für lange Schneepassagen und Felskontakt.
Warme Kleidung im Schichtsystem – Daunenjacke oder Primaloft für Pausen und Gipfel.
Handschuhe (dünn & dick) – für Kletterstellen am Fels und Kälte am Firn.
Sonnenbrille & Sonnencreme – Gletscher-Reflexion macht den Sonnenschutz notwendig.
Stirnlampe – viele Touren starten im Dunkeln; Ersatzbatterien nicht vergessen.
Erste-Hilfe-Set & Biwaksack – für Notfälle immer dabei.
GPS/Uhr oder Karte & Kompass – Orientierung am Gletscher oder bei schlechter Sicht.
Genügend Verpflegung & Wasser – mindestens 3 Liter Flüssigkeit + Snacks.
Die Tourenplanung immer ernstnehmen!
Flora, Fauna und Natur
Am Weissmies selbst findet man oberhalb der Baumgrenze fast nur alpine Matten und Geröll, doch im Saastal lebt eine beeindruckende Tierwelt: Steinböcke, Gämsen, Murmeltiere und zahlreiche Greifvögel wie Steinadler sind häufig zu sehen. Die Hänge rund um die Almagellerhütte blühen im Sommer mit Alpenrosen und Enzian – ein starker Kontrast zur kargen, vergletscherten Gipfelregion.
Gefahren und Herausforderungen
Auch wenn der Weissmies als „Anfänger-Viertausender“ gilt, lauern hier alpine Gefahren:
Spaltensturzgefahr auf dem Triftgletscher
Steinschlag an wärmeren Tagen am Südgrat
Höhenprobleme (über 4 000 m) bei ungenügender Akklimatisation
Wetterstürze: besonders gefährlich im Herbst und Frühjahr
Wer den Gipfel anstrebt, sollte über gute Kondition, Trittsicherheit und alpine Erfahrung verfügen oder sich einem Bergführer anvertrauen.
Die Faszination Weissmies
Was den Weissmies so besonders macht, ist seine Vielseitigkeit:
Er kann sowohl Einsteiger begeistern, die auf einfachem Weg ihr erstes 4 000er-Erlebnis sammeln.
Als auch Erfahrene ansprechen, die den landschaftlich großartigen Südgrat oder anspruchsvollere Routen wählen.
Zudem ist er durch die Seilbahn gut erreichbar und dennoch ein „richtiger Berg“ mit allen Elementen alpiner Herausforderungen.
Beste Jahreszeit
Sommer (Juni – August): stabilste Bedingungen für den Weissmies Gletscher und Grat
Fazit
Der Weissmies ist ein Berg voller Kontraste zwischen Gletscher und Felsgrat: zugänglich und doch ernst, beliebt und trotzdem wild, einladend und doch fordernd. Er ist für viele der erste Kontakt mit den „großen Gipfeln“ der Alpen und gleichzeitig ein Ziel, das man auch als erfahrener Bergsteiger immer wieder gerne angeht.
Egal ob über den Normalweg oder den aussichtsreichen Südgrat. Eine Besteigung des Weissmies bleibt ein unvergessliches Erlebnis, geprägt von Weitblicken, alpiner Atmosphäre und einem Hauch Abenteuer. Wenn dich meine Solo-Besteigung des Weissmies interessiert schau hier vorbei!
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